Pop-Archiv International 00/1989 vom
In der Zeit der Prohibition, des Alkoholverbots in den Vereinigten Staaten, wurde Hochprozentiges häufig in Stiefelschäften über Grenzen oder andere heikle Kontrollen gebracht. Den englischen Namen für das betreffende Schuhwerk, "Bootlegs", übernahm man als Bezeichnung für illegal, also widerrechtlich entstandene und vertriebene Schallplatten.
Als Bootlegs werden meist heimlich aufgenommene Live-Auftritte von Gruppen oder Einzelkünstlern produziert, aber auch Neupressungen alter, vergriffener Scheiben, die für Sammler interessant sind. Anfangs wurden die Bootlegs amateurhaft mit einem einfachen Kassettenrecorder aufgenommen beziehungsweise entstanden Pressungen mit Mitteln, die denen der legalen Plattenfirmen weit unterlegen waren.
Trotzdem wurde die Bootleg-Industrie ein blühendes Geschäft. Kaum ein Rockmusiker von Rang, von dem nicht Raubpressungen vorliegen, kaum ein Händler, der nicht auf irgendeine Weise Bootlegs in Vertrieb nimmt. Nicht selten wurden Bootleg-Aufnahmen berühmt und heißbegehrte Sammlerobjekte.
Den legalen Plattenfirmen entsteht durch die mittlerweile international gut durchorganisierte Bootleg-Industrie jährlich ein Verlust in Milliardenhöhe. Den Interpreten selbst entgehen auf diese Art natürlich in den meisten Fällen satte Tantiemen. Allerdings sind die Bootlegs auch dazu geeignet, Starkult und Popularität eines Künstlers zu fördern, was unter dem Strich vielleicht den unmittelbaren finanziellen Verlust wettmacht.
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