Alberto Ginastera

*  11. April 1916

†  25. Juni 1983

von Friedrich Spangemacher

Essay

Alberto Ginastera war eine der herausragenden Musikerpersönlichkeiten Argentiniens; als Komponist steht er exemplarisch für die nationale Bewegung lateinamerikanischer Musik. Seinen kompositorischen Ausgangspunkt fand er in der national gefärbten Musik Argentiniens, seine Wurzeln in den folkloristischen Musiktraditionen seines Landes. Die Musik der Pampas blieb bis in sein Spätwerk hinein ein zentrales Element seiner Inspiration. Über die Beschäftigung mit dem Werk von Bartók – für Ginastera „einer der größten musikalischen Schöpfer aller Zeiten“ (1981 [1984, 23]) – lernte er schon als 15jähriger neuere Kompositionsverfahren kennen; später beschäftigte er sich intensiv auch mit Musik der 2. Wiener Schule. Diese Einflüsse wurden in vielfältiger Weise in seinem Werk fruchtbar.

Die Auseinandersetzung mit Bartóks Œuvre war für Ginastera so wichtig, dass er diese produktive Aneignungsphase als „Bartóks Lektion“ beschrieben hat (Ginastera 1981 [1984, 22]). Dessen „Allegro barbaro“, das er erstmals bei einem Klavierabend von Arthur Rubinstein in Buenos Aires gehört hatte, „füllte all die fehlenden Räume, die ich in meiner Konzeption einer Entwicklung nationaler Musik erahnte. Die rhythmische Strenge des bewundernswerten Stückes – das Gefühl ‚seltsam fieberhafter Erregung‘, die durch ‚die ständige Wiederholung von primitiven Motiven verursacht wird‘, wie Bartók sagte ...