Bodo Kirchhoff, geboren am 6. 7. 1948 in Hamburg. Volksschulzeit in der Nähe von Freiburg, zehn Jahre Internat in Gaienhofen am Bodensee, 1968 Abitur. Anschließend zwei Jahre Bundeswehr, dort begann er zu malen. Nach einem längeren USA-Aufenthalt Studium der Pädagogik, Psychologie und Soziologie an der Universität Frankfurt/M., 1978 Promotion über die Theorie des französischen Analytikers Jacques Lacan. Schon in der Studienzeit erste Schreibversuche. Seit 1981 längere Auslandsreisen; Reportagen darüber in der Zeitschrift „TransAtlantik“. 1995 Poetik-Vorlesungen an der Frankfurter Johann-Wolfgang-Goethe-Universität. Kirchhoff lebt in Frankfurt/M.
* 6. Juli 1948
von Siegfried Steinmann
Essay
„Wenn es nach Kirchhoff ginge, dann wäre nicht der holde Narziß die Symbolfigur unserer Jahre, sondern der mürrische Onan“, bemerkte Benjamin Henrichs 1979 in seiner Rezension zur ersten veröffentlichten Prosaarbeit des Autors „Ohne Eifer, ohne Zorn“ (1979). „Neue Subjektivität“ und „Innerlichkeit“ – Schlagworte der Literaturkritik in den siebziger Jahren – scheinen als Etikette für die Arbeiten Kirchhoffs zu schwach: Er entsetzte viele seiner Kritiker mit einer schonungslos offenen Selbstbespiegelung, die sich aber ganz auf Äußerliches beschränkt. Selbstbespiegelung ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Lieblingsbeschäftigung der kirchhoffschen Figuren, die in einem kühlen und genauen Erzählstil ‚ab-gebildet‘ werden:
So beginnt die Novelle „Ohne Eifer, ohne Zorn“ mit einer drehbuchartigen Beschreibung des ...