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Elizabeth Strout

Elizabeth Strout

amerikanische Schriftstellerin
Geburtstag: 6. Januar 1956 Portland/ME
Nation: Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Internationales Biographisches Archiv 41/2020 vom 6. Oktober 2020 (se)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 38/2024


Blick in die Presse

Herkunft

Elizabeth Strout wurde am 6. Jan. 1956 in Portland/Maine geboren. Sie wuchs gemeinsam mit einem Bruder in verschiedenen Kleinstädten der US-Bundesstaaten Maine und New Hampshire auf.

Ausbildung

Nach ihrem Abschluss am Bates College und einem Studienaufenthalt in Oxford/England, studierte S. Rechtswissenschaften an der Syracuse University. 1982 schloss sie das Studium mit Auszeichnung ab. Zeitgleich absolvierte sie an derselben Hochschule auch ein Studium der Gerontologie.

Wirken

Schriftstellerisches Werk Mit Studienabschluss begann S. ihre schon seit der Kindheit verfolgte Leidenschaft, das Verfassen von Geschichten, zu professionalisieren. 1982 konnte sie im "New Letters"-Magazin eine erste Kurzgeschichte veröffentlichen. Weitere ähnliche Publikationen (etwa in den Magazinen "Redbook" und "Seventeen") folgten. An ihrem ersten Roman "Amy & Isabelle" (1998) arbeitete S. schließlich etwa sieben Jahre. Das Buch erzählt von einer schwierigen Mutter/Tochter-Beziehung zur Zeit der Pubertät des 16-jährigen Mädchens. In der Atmosphäre eines drückend heißen Sommers im Nordosten der USA spielt S. einen Ablösungsprozess durch. Tochter Amy verliebt sich in ihren Mathematiklehrer und hält es kaum noch aus, mit der verhassten und doch geliebten Mutter weiter unter einem Dach zu leben. Die Alleinerziehende Isabelle muss lernen, dass sie ihrem Kind mehr und mehr ein eigenständiges Leben zugestehen muss. S. hatte mit diesem Debüt sofort großen Erfolg. Die renommierte Autorenkollegin Alice Munro lobte einen Roman "voller Aufrichtigkeit und Humor, der vom sogenannten normalen Leben erzählt und wie schwer es manchmal sein kann, es zu meistern". Das Buch wurde im Jahr nach seinem Erscheinen mit dem Buchpreis der Los Angeles Times für das beste Erstlingswerk ausgezeichnet und 2001 mit Elisabeth Shue sowie Hanna Hall in den Hauptrollen als Fernsehfilm inszeniert.

Mit ihrem folgenden Roman "Abide with me" (2005) begab sich S. zeitlich zurück in die 1950er Jahre und erzählte die Kleinstadtgeschichte um einen einsamen Mann, der nach dem plötzlichen Tod seiner jungen Frau die gemeinsame Tochter alleine großziehen muss. Als Pfarrer einer Kirchengemeinde muss er seine Arbeit als Seelsorger wahrnehmen, ohne die eigenen Probleme zu zeigen. Erdrückt durch die Last seiner Bürde, drängt ihn das immer stärker werdende Kleinstadtgerede in die Enge.

Die Dynamik kleinstädtischer Strukturen, die S. aus eigener Erfahrung vertraut ist, beschäftigte die Autorin auch in ihrem dritten Buch "Olive Kitteridge" (2007). In dieser Sammlung von 13 miteinander verwobenen Erzählungen steht die im Original titelgebende Lehrerin im Mittelpunkt. Anhand ihres Lebens im Küstenstädtchen Crosby/Maine entwickelt S. einen welthaltigen Mikrokosmos. Nur lose verbindet die Autorin ihre Episoden, doch so entsteht kunstvoll und leicht zugleich das Bild einer alternden Frau mit all ihren Lebensbrüchen. Über mehrere Jahrzehnte spannt S. ihren Handlungsfaden, der die Leser zunächst mit einer Hauptfigur konfrontiert, die als barsch und ungeduldig eingeführt, bald aber auch in ihrem Schmerz, ihrer tiefen Warmherzigkeit und Hilfsbereitschaft erkennbar wird. Eine nie gelebte heimliche Liebe brach ihr offenbar einst das Herz und ließ sie hart werden. Das Buch wurde 2009 mit der wichtigsten Medienauszeichnung der USA, dem Pulitzer-Preis für Literatur, ausgezeichnet und brachte die Literaturkritiker zum Schwärmen. Nachdem das Werk 2010 unter dem Titel "Mit Blick aufs Meer" auch in deutscher Übersetzung erschienen war, notierte die österreichische Autorin Eva Menasse (ZEIT, 15.7.2010) über das Buch: "Es amalgiert das Genre Roman mit dem der Erzählung und gibt so ein hin- und herflirrendes Bild vom zusammenhanglosen Zusammenhang der Welt. Es leuchtet, in einer kunstvollen Mischung aus Humor und Tragik, aus Scharfstellen und Auslassung, alle Formen menschlichen Verhaltens dicht und erfahrungssatt aus." Ein anderer Rezensent lobte an S.s "Hymne ans Leben nicht nur die jubelnde, verschwenderische Fülle der Jugend, sondern auch die melancholische Weisheit des Alters, das letzte Aufbäumen der morschen Liebesknochen im Angesicht des Todes" (FAZ, 23.7.2010). Der Roman wurde 2014 von Lisa Cholodenko als TV-Miniserie "Olive Kitteridge" verfilmt mit Frances McDormand in der Hauptrolle. Regisseurin und Hauptdarstellerin wurden bei der Verleihung der 67. Emmy Awards 2015 in Los Angeles dafür in der Kategorie "Beste Miniserie" ausgezeichnet. 2019 veröffentlichte St. eine Fortsetzung unter dem Titel "Olive Again", 2020 unter dem deutschen Titel "Die langen Abende" erschienen. "Ein reifes Meisterwerk", nannte die Stuttgarter Zeitung (23.4.2020) dieses Buch über die Gebrechen, Hinfälligkeiten, aber auch Leidenschaften und Erkenntnisse des Alters.

Einen Familienroman, der erneut in einer Kleinstadt in Maine spielt, verfasste St. mit "The Burgess Boys" (2013; dt. "Das Leben, natürlich"). Dieses Mal kommt mit somalischen Flüchtlingen, auf deren Moschee ein Anschlag mit einem gefrorenen Schweine-Kopf verübt wird, noch ein weiteres Thema ins Spiel. Eine Geschichte über eine problematische Mutter-Tochter-Beziehung erzählt St. im Roman "My Name is Lucy Barton" (2016; dt. "Die Unvollkommenheit der Liebe"). Die titelgebende Protagonistin, eine Schriftstellerin, wird darin während eines längeren Krankenhaus-Aufenthalts mit ihrer Kindheit in Armut und Angst vor einem traumatisierten Vater und einer ihr fremd gewordenen Mutter konfrontiert. Im Roman "Alles ist möglich" (2018), eigentlich ein Band mit eng verknüpften Kurzgeschichten, kehrt St. wieder ins kleinstädtische Leben mit all seinen Engstirnigkeiten und Abstiegsängsten zurück. Angesiedelt sind die Geschichten, "die sich ineinander verkordeln und die auf kollektiver Erinnerung fußen" (FAZ, 27.12.2018), im fiktiven Ort Amgash in Illinois. Dabei füge St.– von der Kritik erneut als einfühlsame und genaue Beobachterin gewürdigt – aus den Fragmenten einer Familie "einen grandiosen Roman zusammen", so die Süddeutsche Zeitung (13.3.2019).

DozentinNeben ihrer Autorentätigkeit war S. 2007 zunächst Dozentin für Kreatives Schreiben an der Colgate University, später an der Queens University of Charlotte/North Carolina.

Familie

S. ist mit James Tierney, 1981-1991 Generalstaatsanwalt von Maine, verheiratet, sie hat eine Tochter und lebt mit ihrer Familie in New York.

Werke

Bücher u. a.: "Amy & Isabelle" (98; Roman; dt. 00), "Abide with me" (06; Erzählung), "Olive Kitteridge" (08; dt. 10, "Mit Blick aufs Meer"; verfilmt 15), "The Burgess Boys" (13; "Das Leben, natürlich"), "My Name is Lucy Barton" (16; dt. 16, "Die Unvollkommenheit der Liebe"), "Bleib bei mir" (14), "Anything is Possible" (17; dt. 20, "Alles ist möglich"), "Olive Again" (19; dt. 20, "Die langen Abende").

2021: Elizabeth Strout: "Oh, William!". Roman. Aus dem Englischen (2021).

2024: Elizabeth Strout: "Am Meer". Roman. Aus dem Englischen.

2024: Elizabeth Strout: "Tell Me Everything". Roman.

Auszeichnungen

Auszeichnungen u. a.: Los Angeles Times Book Award (99), Pulitzer-Preis (09), Premio Bancarella (10).

Juni 2022: Elizabeth Strout wird der mit 50.000 Euro dotierte Siegfried-Lenz-Literaturpreis zugesprochen.

Adresse

Internet: www.elizabethstrout.com

c/o Luchterhand Literaturverlag, Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München, Tel.: 089 4136-0, Internet: www.penguin.de



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