Annette Schlünz

*  23. September 1964

von Felicitas Nicolai

Essay

Annette Schlünz begann sehr früh zu komponieren. Sie wuchs in die Musik hinein wie andere in ihre Muttersprache. Sie denkt, fühlt, lebt in Tönen und Klängen und betrachtet die Musik als eine „nicht ans Wort gebundene Sprache“ (Gespräch mit der Autorin, 28.März 1990). Für das Entstehen einer Komposition bedarf es keiner besonderen Anlässe, und nur selten ist ein „von außen“ erteilter Auftrag zum Auslöser für ein Stück geworden. Vielmehr hinterläßt jeder Tag mit seinen Stimmungen, Begegnungen, Anregungen, Gerüchen, selbst durch sein Wetter – so die Variazioni, nach dem Wetter zu spielen für Kontrabaß solo (1986) –, ein Substrat an Wahrnehmungen und Empfindungen, aus denen heraus sich Assoziationen bilden, an die sich nach und nach Töne „anlagern“. Die Bitte eines Interpreten – Tout est rêver für Sopran, Klarinette und Schlagzeug (1992) entstand im Auftrag von Musica Strasbourg für das Ensemble „Accroche-Note“; Wo das Schweigen anfängt für Viola, Violoncello und Kontrabaß (1993) ist dem Kölner „Trio basso“, Unaufhörliche Schlaflosigkeit für Tuba und Tonband (1993/94) dem Solisten Michael Vogt gewidmet – kann dabei die „Richtung“ der Wahrnehmung ebenso lenken wie ein Element aus einer fremden oder eigenen Komposition, das Annette Schlünz auf ihre ...