* 2. September 1928
† 26. Januar 1990
von Jindra Bártová und Jiří Fukač
Essay
Zu Beginn seiner kompositorischen Tätigkeit (um 1950) ließ sich Miloslav Ištvan vom mährischen Volkslied, von Janáček, Bartók sowie Prokof'ev beeinflussen. Während Prokof'evs Ästhetik in Ištvans Melodik und Harmonik nur vorübergehend (Mitte der 50er-Jahre) Spuren hinterließ (z.B. Zimní suita [Wintersuite] für Streicher, Klavier und Schlagzeug, 1956; Sonate für Violine und Klavier, 1956), bilden Anregungen der mährischen Folklore und des Erbes von Janáček ein durchgehendes Merkmal seiner kompositorischen Grundhaltung. Ebenfalls dauerhaft und wesentlich war der Einfluß Bartóks: Er äußert sich in Ištvans Neigung zur Modalität sowie in einigen seinerzeit unüblichen Gestaltungsmethoden (Brückenform, Goldener Schnitt). In der tschechischen Musik bedeutete die Anwendung solcher Verfahren den Einbruch einer neuen Denkweise in das vorherrschende, wenig innovative und eklektische spätromantische „Ideal“ des Komponierens.
Die Eigenarten der volkstümlichen Musikpraxis lernte Ištvan 1954–56 durch seine Zusammenarbeit mit dem „Brněnský rozhlasový orchestr lidových nástrojů“ [Brünner Rundfunkorchester der Volksmusikinstrumente] (BROLN) detaillierter kennen. Dieses folkloristische Ensemble versuchte das Instrumentarium eines Symphonieorchesters mit einzelnen landesspezifischen Volksmusikinstrumenten zu kombinieren, wobei das Repertoire von authentischen Wiedergaben der wissenschaftlich erforschten mährischen Musikfolklore bis zu abstrakt stilisierten Bearbeitungen dieses Materials reichte. Die Feldforschung (zum Teil von Janáček inspiriert) wurde ...