* 4. Februar 1933
† 7. Oktober 2022
von Thomas M. Maier
Essay
Um 1960 trat Ichiyanagi als Vertreter der Aleatorik im Gefolge von Cage sowie als Performer der Fluxus-Bewegung an zentralen US-amerikanischen und europäischen Avantgarde-Schauplätzen in Erscheinung: in New York in Yoko Onos »Studio« in der Chambersʼ Street und in George Maciunasʼ »AG Gallery«, in den Düsseldorfer Kammerspielen beim Festival »NEO-DADA in der Musik« (Juni 1962), bei den Internationalen Ferienkursen in Darmstadt 1961 mit Stanzas für eine beliebige Anzahl Streichinstrument(e). Einige seiner Stücke aus dieser Zeit atmen den Fluxus-Geist, sind instrumentales Theater: In der Music for Electric Metronomes für drei bis acht Spieler (1960) besteht die graphische Partitur aus Ziffern zwischen 208 und 0, verbunden durch verschiedene durchgehende oder unterbrochene Linien und Striche. Je nach Beschaffenheit dieser Verbindungen müssen die Spieler beim Umstellen ihrer Metronome einzelne oder mehrere Aktionen ausführen, ein Geräusch von sich geben o. ä. Das Stück endet für alle Spieler mit dem (zu einem beliebigen Zeitpunkt erreichten) Nullpunkt, indem die Metronome abgestellt werden.
Andere zeitgleich entstandene Kompositionen sind der Aleatorik und Unbestimmtheit (indeterminacy) verpflichtet. Die Music for Piano No. 2 (1959; Nbsp. 1) ist auf vier kleinformatige, quadratische Kartons graphisch notiert, die im Verlauf des Stückes viermal gedreht ...