Rajzel Zychlinski, geboren am 27. 7. 1910 in Gombin/Zentralpolen. Der Vater, ein Gerbermeister, versuchte dreimal in Amerika Fuß zu fassen, wo er 1928 starb. Die Mutter entstammte einer sehr frommen Familie, aus der seit Generationen Rabbiner hervorgegangen waren. Sie blieb während der Auswanderungsversuche ihres Mannes mit fünf Kindern in Polen zurück. Rajzel Zychlinski besuchte die polnische Volksschule, anschließend erhielt sie Unterricht bei Privatlehrern. Ihre Muttersprache war Jiddisch, die Zweitsprache Polnisch. Mitte der dreißiger Jahre verließ sie ihr Schtetl, arbeitete zunächst in Włocławek als Verwalterin eines Waisenhauses und seit 1936 in Warschau als Bankangestellte. Ihre Gedichte erschienen in jiddischen Zeitungen in Warschau und New York. Nach der Publikation ihres ersten Buches wurde sie Mitglied im Jiddischen PEN und in der Jiddischen Literarischen Gesellschaft. Kurz nach der Besetzung Warschaus durch deutsche Truppen gelang ihr die Flucht nach Osten über den Bug; den Zweiten Weltkrieg überlebte sie in der Sowjetunion. Fast ihre gesamte Familie wurde während der Schoa ermordet. 1946 kehrte sie mit ihrem Mann, dem Psychiater Izaak Kanter, und ihrem damals vierjährigen Sohn Marek nach Polen zurück. 1948 emigrierte die Familie nach Paris, 1951 endgültig nach Amerika. Dort lebte die Dichterin zunächst in New York, u.a. dreizehn Jahre in Manhattan. Anfänglich arbeitete ...