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Hans-Joachim Heyse

deutscher Theaterregisseur; Generalintendant am Theater Bonn (1970-1981)
Geburtstag: 29. Juni 1929 Liegnitz/Schlesien (n.a.A. 29. Juni 1929 Schwenten/Kreis Grünberg)
Todestag: 23. März 2013 Mayen
Nation: Deutschland - Bundesrepublik

Internationales Biographisches Archiv 35/2013 vom 27. August 2013 (re)


Blick in die Presse

Herkunft

Hans-Joachim Heyse wurde 1929 in Liegnitz/Schlesien (n. a. A. in Schwenten/Kreis Grünberg) geboren.

Ausbildung

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs machte H. 1947 in Magdeburg, wohin es ihn aus seinem Heimatdorf an der schlesischen Grenze verschlagen hatte, sein Abitur und durchlief anschließend (1948-1950) eine Schauspielausbildung im Schauspielstudio der Städtischen Bühne Magdeburg.

Wirken

Vom Schauspieler in der DDR zum Regisseur in der BundesrepublikErste Engagements folgten am Theater der Stadt Zeitz (1950-1952), wo er 1950 in "Wilhelm Tell" debütierte und am Theater Meiningen in Thüringen (1952-1953). 1953 wechselte H. in die Bundesrepublik und begann als Regieassistent unter Hans Schalla in Bochum (bis 1956). Anfang 1956 führte er erstmals allein Regie. Es folgten beschwerliche Wanderjahre durch die Provinz, während der H. als Regisseur in Castrop-Rauxel, in Oberhausen und Linz sowie als Oberspielleiter in Hof tätig war. 1960 rief ihn Schalla zurück ans Bochumer Schauspielhaus, an das er auch später immer wieder und jeweils in höhere Positionen zurückkehrte. 1960 schuf Schalla, der H. als Regisseur geprägt hatte, eigens den Posten des persönlichen Referenten für ihn. Binnen kurzem hatte H. sich in Bochum als Regisseur durchgesetzt und war bald der meistbeschäftigte Spielleiter des Hauses. Mit Büchners "Woyzeck" und Shakespeares "Ende gut - alles gut" machte er nachdrücklich auf sich aufmerksam.

1964 löste er seinen Bochumer Vertrag vorzeitig auf und wechselte als Oberspielleiter zum Theater der Stadt Bonn. Er strebte nach größerer Verantwortung und entscheidenderem Einfluss. In Bonn lieferte H. zwei brillante Debüt-Inszenierungen, doch blieb ihm dort der Erfolg nicht treu, während er gleichzeitig bei Gastspielen in Bochum durchschlagende Leistungen erzielte und beim 1. Berliner Theaterwettbewerb 1967 für die Bochumer Realisierung von Wedekinds "Musik" ausgezeichnet wurde. 1966 nahm H. ein erneutes Angebot Schallas an und kehrte als Oberspielleiter ans Bochumer Schauspielhaus zurück. Ein Gastspiel in den Münchner Kammerspielen wurde zum krönenden Abschluss der erfolgreichen Spielzeit 1966.

Generalintendant in Bonn 1970-1981Sein künstlerisches Renommee veranlasste die Bonner Kulturbehörde, H. 1970 zum Generalintendanten der Bühnen der Stadt Bonn als Nachfolger von Karl Pempelfort zu berufen. H. ging mit Elan an die neue Aufgabe und düpierte gleich in seiner ersten Saison 1971 das eher konservative Publikum mit einer kühnen Inszenierung von Shakespeares Tragikomödie "Maß für Maß". Auch in der Folge setzte er sich immer wieder mit Shakespeare-Stücken auseinander - mit mehr oder weniger Erfolg. Seinen "Julius Cäsar" ließ er 1974 in einem von Holzwänden mit agitatorischen Parolen umgebenen Sportstadion spielen und beeindruckte bei dieser Inszenierung durch die Vermeidung üblicher Schablonen. Im Grunde aber galt H.s Regiestil eher als konservativ, wenn er auch namhaften modernen Regisseuren sein Haus nicht versperrte. So kamen u. a. Hansjörg Utzerath, J. v. Dyck (mit Marieluise Fleißners "Pioniere in Ingolstadt") oder George Taboris "Michael Kohlhaas" (auf der Werkstattbühne) zu Wort. Neben den Dramen Shakespeares konzentrierte sich H. in eigenen Inszenierungen auch auf Sternheim und Brecht.

Mit Shakespeares "Richard II." verabschiedete sich H., der Anfang 1977 als Generalintendant bis zum Ende der Spielzeit 1980/1981 in seinem Amt bestätigt worden war, 1981 als Bühnenchef und Regisseur. Die Stadt Bonn hatte - nach Querelen H.s mit der Kultusbürokratie - von einer weiteren Vertragsverlängerung Abstand genommen, und es blieb auch nach seiner letzten Shakespeare-Inszenierung der Eindruck zurück, dass er in seinen Bonner Jahren nicht das erreichte, was er sich zum Ziel gesetzt hatte: einen zeitgemäßen Inszenierungsstil für die Werke Shakespeares zu entwickeln, der dem "Inhalt und der spezifisch shakespeare'schen Form Rechnung trägt und modernistische Effekte nicht zum Selbstzweck erhebt".

Weitere Engagements und GastspieleBereits 1979 hatte H. die Leitung der Luisenfestspiele Wunsiedel übernommen (bis 1984). Nach seinem Abschied aus Bonn gastierte er an verschiedenen deutschen Bühnen, so eröffnete das Hessische Staatstheater Darmstadt die Saison 1985/1986 mit H.s "Maria Stuart". Er entwickelte dabei nach Meinung der Kritik zwar keine neue Sicht auf das alte Schiller-Drama, stellte es aber unverstaubt und doch eindrucksvoll vor, getreu seiner Maxime: "Theater ist kein Mysterium, weder das der Intellektuellen noch das der Heilssprecher, es ist das Wiedererzählen von Welt und Leben." Weitere Gastinszenierungen folgten mit Friedrich Wolfs "Der arme Konrad" am Ernst Deutsch Theater Hamburg (1988), Hauptmanns "Rose Bernd" am Ohnsorg Theater Hamburg (1993) oder Ibsens "Gespenster" am Stuttgarter Schauspielhaus (1998).

Von 1988 bis 2004 fungierte H. als Intendant der Burgfestspiele Mayen in der Eifel. Nach dem Tod des Intendanten Rudolf Heinrich Krieg sprang er in seiner neuen Heimat spontan ein und überzeugte auf der Freilichtbühne nicht nur als Regisseur (etwa mit Inszenierungen von "Andorra" 1991 oder "Hexenjagd" 2002), sondern auch als Schauspieler. In Erinnerung blieb seine Darstellung des Willy Lomann in "Tod eines Handlungsreisenden" (1992). 2004 gab er die Leitung der Burgfestspiele an Pavel Fieber ab. Nach seinem Tod würdigte ihn Mayens Oberbürgermeister Wolfgang Treis mit den Worten: "Er hat in entscheidender Weise dazu beigetragen, dass die Burgfestspiele Mayen auch über die Stadtgrenzen hinaus eine anerkannte Kulturveranstaltung geworden sind (vgl. Wochenspiegel, 25.3.2013).

Familie

H. starb am 23. März 2013 in seiner Wahlheimat Mayen. Er war mit der Schauspielerin Elfriede Pletsch verheiratet. Von seinen drei Töchtern wurden Cornelia und Hendreike ebenfalls Schauspielerinnen. Sein Sohn Matthias Brenner war u. a. am Schauspiel Halle an der Saale tätig.

Werke

Theaterinszenierungen u. a.: Shakespeares Dramen ("Ein Sommernachtstraum", "Romeo und Julia", "Hamlet", "Macbeth", "Julius Cäsar", "Richard III.", "Richard II.", "Othello", "Der Kaufmann von Venedig", "Ende gut - Alles gut"), Goethes "Faust", Tschechows "Die Möwe" und "Drei Schwestern", Weymanns "Generationen", Wedekinds "Musik", Büchners "Woyzeck", Schillers "Die Räuber", Friedrich Wolfs "Der arme Konrad", Frischs "Andorra", Millers "Hexenjagd", Hauptmanns "Rose Bernd".

Buchveröffentlichung: "Standspuren" (06).

Mitgliedschaften

Mitgliedschaften und sonstige Tätigkeiten: H. war Mitglied des Deutschen Bühnenvereins. Von 1983 bis 1985 war er als Professor an der Folkwang Hochschule Essen tätig.



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