MUNZINGER Wissen, das zählt | Zurück zur Startseite
Wissen, das zählt.


MUNZINGER Personen
Bill Ramsey

Bill Ramsey

deutsch-amerikanischer Jazzmusiker, -sänger und Moderator
Geburtstag: 17. April 1931 Cincinnati/OH
Todestag: 2. Juli 2021 Hamburg
Nation: Deutschland - Bundesrepublik, Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Internationales Biographisches Archiv 38/2019 vom 17. September 2019 (ds)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 26/2021


Blick in die Presse

Herkunft

William (Bill) McCreery Ramsey wurde 1931 als Sohn eines Werbemanagers und einer Lehrerin in Cincinnati/Ohio in einem liberalen Elternhaus geboren.

Ausbildung

Bis 1949 besuchte R. die Adirondack-Florida School, anschließend begann er ein Soziologie- und Ökonomiestudium an der Yale University in New Haven. Durch seinen Vater, der Direktor für Radio- und Fernsehreklame bei der bekannten US-Firma Procter & Gamble war, kam er früh mit der Showbranche in Kontakt. Noch als Schüler verdiente er sich erstes eigenes Geld als Jazzsänger. Nach dem Wehrdienst (1951-1955) setzte R. an der Universität Frankfurt sein Soziologiestudium fort. 1956/1957 studierte er in Cincinnati, kam aber schon 1957 wieder nach Frankfurt und gab ein Jahr später sein Studium endgültig auf, um sich ganz der Unterhaltungskunst zu verschreiben.

Wirken

Über das Militär zum Berufsmusiker 1950 war wegen des Koreakriegs in den USA die Wehrpflicht wieder eingeführt worden, und R. ging 1951 als Soldat zur U.S.-Airforce. Nachdem er eine Reihe von Talentwettbewerben auf Luftwaffenstützpunkten gewonnen hatte, war er aber während des Koreakriegs nicht an die Front in Asien gekommen, sondern konnte mit Eddie Fisher eine Truppenbetreuungstournee durch Europa und Nordafrika machen. Ab Herbst 1953 war er als Chef-Produzent beim Soldatensender AFN-Frankfurt tätig, ging daneben auch u. a. mit Eddie Fisher auf Tournee und trat 1953/1954 bei den German-American Jazz-Festivals in Nürnberg mit dem Kurt Edelhagen Orchester auf. Ella Fitzgerald soll über ihn anerkennend gesagt haben, er singe wie ein Schwarzer. Entscheidend für seine spätere Showkarriere wurde seine Freundschaft mit dem Produzenten Heinz Gietz, den er, neben anderen Jung-Jazzern, 1954 im Frankfurter "Jazzkeller" kennengelernt hatte. Auch während des Studiums (1955-1957) hielt R. die Verbindung zum Showbusiness aufrecht. U. a. debütierte er 1955 im Fernsehen des Hessischen Rundfunks und übernahm außerdem eine erste kleine Filmrolle in dem Musikfilm "Liebe, Tanz und 1.000 Schlager".

Sänger, Showman und Moderator Seine Profikarriere begann R. schließlich als Schlagersänger und auf die Frage, wie er vom Jazz zum Pop-Bereich gekommen sei, antwortete er gern mit einem Zitat von Fritz Rau: "Jazz ist die Universität der Populärmusik." Mit komisch-parodistischen Hits wie "Der Schokoladeneisverkäufer", "Souvenirs, Souvenirs" (1959), "Pigalle", "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett" und "Die Zuckerpuppe aus der Bauchtanztruppe" (1961) wurde er schnell bekannt und als "Schlagerclown" populär, auch wenn Jazzkenner seine neue Karriere als Entertainer missbilligten. Dazu kamen unzählige Spielfilm- und Fernsehengagements, und auch im Kinderprogramm war R. vielseitig aktiv. Als Moderator wirkte er u. a. von 1974 bis 1980 beim SWF- "Talentschuppen", ab 1981 in "Lieder und Leute" und danach beim "Schlagerkarussell" (1995/1996) von ORF 2 und 3sat. Bei der schweizerischen TV- und Filmproduktionsfirma Televico AG war der Musiker 1968-1972 auch als Programmdirektor tätig.

Zurück zu Jazz und Folk Mitte der 1960er Jahre begann R. sein musikalisches Repertoire wieder zu erweitern und produzierte seine ersten Jazz- und Folk-LPs, darunter "Ballads & Blues" (1966; zus. mit Paul Kuhn), die DER SPIEGEL (21/1966) als "bislang beste in Deutschland produzierte Jazz-Vokal-Platte" bezeichnete. Mit zahlreichen Jazz-Konzerten und Aufnahmen mit hochkarätigen Musikern konnte R. auch das Jazz-Publikum wieder stärker begeistern. Daneben agierte er aber nach wie vor gern im Pop-Bereich und stand auch zu seinen alten Erfolgsstücken, die er aber immer seltener in seine Auftritte mischte. Sein Programm bestand zumeist aus Main Stream und Blues, wobei er mal nur in Begleitung eines Pianisten oder aber auch mit Big Bands auftrat. Als großes Verdienst wurde ihm angerechnet, dass er auch bei Unterhaltungsauftritten Jazz-Stücke vortrug und so zur Popularität des Jazz beim breiten Publikum beigetragen hat. 2005 kam eine Duo-CD heraus, die er mit dem belgischen Kontrabassisten Jean-Louis Rassinfosse aufgenommen hatte, mit Stücken aus den 1930er und 1940er Jahren; 2009 wirkte er bei dem amerikanischen Animationsfilm "Princess and the Frog" (dt. "Küss den Frosch") als deutscher Synchronsprecher (neben Roger Cicero und Marianne Rosenberg) mit. Im März 2019 moderierte R. zum letzten Mal die Radiosendung "Swingtime" im Hessischen Rundfunk hr2. Der mittlerweile 87-jährige beendete nach mehr als 30 Jahren aus Altersgründen seine Karriere, damit wurde auch die Sendung nach sechs Jahrzehnten komplett eingestellt.

Familie

Am 2. Juli 2021 starb R. im Alter von 90 Jahren in Hamburg. Er war in vierter Ehe (seit 1984) mit der Ärztin Dr. Petra Bock-Ramsey verheiratet, die ihm auch als Managerin zur Seite stand. Aus seiner dritten Ehe mit der Schweizerin Erica, geb. Möckli, hatte er einen adoptierten Stiefsohn Joachim. Seit 1984 war R. deutscher Staatsbürger.

Werke

Schallplatteneinspielungen: ca. 50 Singles und rund 30 LP/CDs, darunter die Jazz-LP/CDs "Ballads and Blues" (66), "Ramsey & Galan - Live im Mainzer Unterhaus" (80), "When I see you" (80), "Underneath the Apple Tree" (84), "Singin' & Swingin' - Bill Ramsey & The Ron Wilson Trio" (85), "Jazz Mail Special/Meeting Friends" (87), "Kicks & Sticks" (90), "Ten Years After" (93), "Gettin' Back to Swing" (94), "Scream of the Hounded" (95), "Caldonia and More" (97), "Ballads, Streets and Blues" (01), "On the Spot" (01), "Big Band Boogie" (02), "Send in the Clowns" (05; zus. mit Jean-Louis Rassinfosse), "Here's to Life - Here's to Joe" (06), "Ramsey Swings!" (11; 4-CD-Box), "My Words" (16, Doppel-CD). Spielfilmrollen (Auswahl): "Liebe, Tanz und tausend Schlager" (55), "Musik im Blut" (55), "La Paloma" (59), "Geh'n Sie nicht allein nach Haus" (60), "Das Rätsel der grünen Spinne" (60), "Heute gehn wir bummeln" (61), "Café Oriental" (61), "Die Abenteuer des Grafen Bobby" (61), "Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehen" (61), "Unsere tollen Tanten" (61), "Musik ist Trumpf" (61), "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett" (62), "Heimweh nach St. Pauli" (63), "Old Shatterhand" (63), "Liebesgrüße aus Tirol" (64), "Hurra, bei uns geht's rund" (71), "Die Schweizermacher" (78), "Princess and the Frog", Animationsfilm mit dt. Synchronstimmen (09; dt. "Küss den Frosch"). Fernsehen (kl. Auswahl aus rd. 500 Auftritten): "Sing ein Lied mit Onkel Bill" (67), "Die goldenen Fünfziger" (74), "Die Sendung mit der Maus" (72-75; 60 Einzeltitel), "Show ohne Schuh" (73-82), "Talentschuppen" (74-80), "Geheimtip" (76), "Lieder und Leute" (81-83), "Big Band & Bill" (86/87), "Schlagerbummel mit Bill Ramsey" (91), "Schlagerkarussell" (95/96).

Literatur

Literatur: Susanne Kippenberger: "Der weiße Schokoladeneisverkäufer", in TSP (16.8.2003).

Auszeichnungen

Auszeichnungen: "Hamburger des Jahres" vom TV-Sender Hamburg 1 für sein Lebenswerk (17).

Mitgliedschaften

Mitgliedschaften/Ämter: Dozent an der Hamburger Musikhochschule für Jazz-Gesang und "allgemeine Präsentation" (82-84), Fördermitglied von UNICEF, Greenpeace und der SOS-Kinderdörfer.

Adresse

Letzte Adresse: c/o Management Dr. Petra Ramsey, 22763 Hamburg, Internet: www.ramsey.de



Die Biographie von Ernst Stankovski ist nur eine von über 40.000, die in unseren biographischen Datenbanken Personen, Sport und Pop verfügbar sind. Wöchentlich bringen wir neue Porträts, publizieren redaktionell überarbeitete Texte und aktualisieren darüberhinaus Hunderte von Biographien.
Unsere Datenbanken sind unverzichtbare Recherchequelle für Journalisten und Publizisten, wertvolle Informationsquelle für Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft, Grundausstattung für jede Bibliothek und unerschöpfliche Fundgrube für jeden, der mit den Zeitläuften und ihren Protagonisten Schritt halten will.



Lucene - Search engine library