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MUNZINGER Personen

Sir James Chadwick

britischer Kernphysiker; Nobelpreis (Physik) 1935; Prof.; Dr. phil.
Geburtstag: 20. Oktober 1891 Bollington/Cheshire
Todestag: 24. Juli 1974 Cambridge
Nation: Großbritannien

Internationales Biographisches Archiv 42/1974 vom 7. Oktober 1974


Blick in die Presse

Wirken

James Chadwick wurde am 20. Okt. 1891 in Cheshire geboren und hat die Manchester Secondary School besucht. Naturwissenschaften studierte er mit Hilfe eines Stipendiums zunächst an der Universität Manchester, wo der berühmte Lord Rutherford damals als Professor wirkte (Rutherford erhielt 1908 den Nobelpreis für Physik). Anschließend ging Ch. nach Berlin. Hier wurde er bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 interniert. Im Gefangenenlager Ruhleben gestattete man ihm schließlich wissenschaftliche Forschungsarbeit. Er mußte bis Kriegsende in Deutschland bleiben. Danach ging er wieder zurück zu Rutherford, der inzwischen das Cavendish Laboratory in Cambridge leitete und das Interesse des begabten Schülers alsbald auf Spezialarbeiten mit Radium hinführte. 1921 promovierte Ch. zum Dr. phil. und veröffentlichte zwei Jahre später seine frühen Forschungsergebnisse in dem Buch "Radioaktivität und radioaktive Substanzen", das inzwischen zahlreiche Auflagen erlebt hat. Von 1921 bis 1935 arbeitete er am Gonville und Caius College in Cambridge, außerdem war er von 1923 bis 1935 Stellvertreter Rutherfords in der Leitung das Cavendish Laboratory. Auch als Dozent und später als Professor in Cambridge machte er die Radioaktivität zum Hauptgebiet seines Wirkens.

Lord Rutherford war es 1919 als erstem Forscher gelungen, auf künstlichem Wege Atome zu zertrümmern und - mit Ch. als seinem Hauptmitarbeiter - auf die Spur des Neutrons zu kommen, auf der dann wieder der deutsche Physiker Bothe weiterbaute und die durchdringenden Ausstrahlungen des Berylliums feststellte. Sich auf diese Arbeiten stützend und auf Entdeckungen des Ehepaares Curie-Joliot über den sogenannten Proton-Strom, der die erwähnten Ausstrahlungen hervorbringt, gelang Ch. 1932 die Entdeckung des Neutrons, wofür er im November 1935 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet wurde. Gleichzeitig erhielt das Ehepaar Joliot-Curie den Nobelpreis für Chemie.

Ch. war im gleichen Jahr 1935 an die Universität Liverpool berufen worden, wo er sich alsbald mit einem hochqualifizierten Mitarbeiterstab umgab. Er hat das erste britische Zyklotron im Jahre 1939 aufgebaut. Ab 1940 arbeitete Ch. in Liverpool mit seinem Team als erster britischer Forscher an der Entwicklung einer Atombombe. 1941 wurde er Mitglied des technischen Komitees, das das Amt für industrielle und wissenschaftliche Forschung beriet. 1943 entschlossen sich die Alliierten, die wichtigsten Forschungsarbeiten und Experimente bezüglich der Atomenergie in den USA auszuführen, und Ch. ging als technischer Berater nach Amerika. Die Arbeiten waren streng geheim, und Ch. war zunächst in Washington, später in der Versuchsstation bei Santa Fé beschäftigt, wo die letzten Tests für die Bombe durchgeführt wurden. Erst nach dem Krieg kehrte Ch. in die Heimat zurück, wo er 1946 Vizekanzler der Universität Liverpool wurde. 1948 verließ er jedoch die Universität, um Master am Gonville and Caius College in Cambridge zu werden. Er blieb es bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1958. Von 1957-62 war er Mitglied der Britischen Atomenergie-Behörde.

Ch. hat mehrere Schriften auf seinem Fachgebiet veröffentlicht, außerdem gab er mit Lord Rutherford und C. D. Ellis 1930 das Werk "Radiations from Radioactive Substances" heraus. Er hatte inzwischen Lord Rutherfords schriftliche Hinterlassenschaft gesichtet und gab dessen Werke ab 1962 heraus. Außerdem gehörte er dem Beraterstab der wissenschaftlichen Wochenzeitschrift für Laien "Understanding Seience" an.

Ch. wurde 1945 in den britischen Adelstand erhoben. Er erhielt zahlreiche wissenschaftliche Auszeichnungen, darunter viele Ehrenpromotionen in aller Welt. Er war Mitglied einer ganzen Anzahl wissenschaftlicher Gremien und Institute des In- und Auslands. 1966 wurde Ch. zum Mitglied des Ordens Pour le mérite gewählt.

Ch. war seit 1925 mit Aileen, geb. Stewart-Brown, verheiratet und hatte Zwillingstöchter.

Am 24. Juni 1974 starb Ch. 82jährig in seiner Wohnung in Cambridge.

Sir James Chadwick



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