MUNZINGER Wissen, das zählt | Zurück zur Startseite
Wissen, das zählt.


MUNZINGER Personen
Alejandro Amenábar

Alejandro Amenábar

spanischer Regisseur, Drehbuchautor und Filmmusikkomponist
Geburtstag: 31. März 1972 Santiago de Chile
Nation: Spanien

Internationales Biographisches Archiv 28/2010 vom 13. Juli 2010 (ds)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 02/2022


Blick in die Presse

Herkunft

Alejandro Amenábar wurde am 31. März 1972 in Santiago de Chile in Chile als Sohn einer spanischen Mutter und eines chilenischen Vaters geboren. Als er ein Jahr alt war, flüchtete die Familie nach Spanien, nachdem der Augusto Pinochet in Chile durch einen Staatsstreich die Macht an sich gerissen hatte. A. wuchs in Madrid auf.

Ausbildung

Nachdem er die Schule abgeschlossen hatte, begann A. an der Universität von Madrid ein Studium der Filmwissenschaften, das er allerdings wegen schlechter Leistungen schnell wieder abbrach, um sich ganz seiner Leidenschaft, dem Filmemachen, zu widmen.

Wirken

Bereits für seinen ersten Kurzfilm "Himenóptero", den er mit 19 Jahren drehte, wurde er 1991 mit dem begehrten AICA-Kurzfilmpreis ausgezeichnet. Von da an ging es mit der Karriere des talentierten, jungen Nachwuchsregisseurs, der zu seinen Filmen immer auch die Drehbücher schrieb und die Filmmusik komponierte, steil bergauf. Sein Faible für Horror- und Mystery-Geschichten zeigte sich schon bei seinem ersten Kinofilm "Tésis", was auf Spanisch so viel wie "Examensarbeit" bedeutet. Mit der Geschichte einer Madrider Filmstudentin, die zufällig auf die Spur und ins Visier einer Video-Mörderbande gerät, überraschte und begeisterte A. 1996 die gesamte spanische Filmszene. Der unkonventionelle Thriller lief auch auf der Berlinale und gewann in Spanien einige Filmpreise.

Sein zweiter, bereits etwas größer angelegter Kinofilm mit dem Titel "Abre los ojos" ("Open Your Eyes / Öffne deine Augen") wurde 1997 ein noch größerer Erfolg. Das gespenstische Drama eines Mannes, der nach seinem Tod sein Leben weiterträumt, ohne es gleich zu bemerken, wurde unter anderem auch in Amerika gezeigt und erregte so die Aufmerksamkeit von Tom Cruise. Der Hollywood-Star kaufte dem jungen Spanier die Rechte für den Film ab und produzierte mit dem Regisseur Cameron Crowe ein amerikanisches Remake mit dem Titel "Vanilla Sky", in dem er selbst die Hauptrolle übernahm. An seiner Seite zu sehen war Penélope Cruz, die ihren Part bereits im Original "Abre los ojos" gespielt hatte. Die Filmkritik war sich allerdings weitgehend einig, dass A.s Original ungleich eindrucksvoller gewesen sei. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (20.5.2001) zählte den Film "zum Besten, was der spanische Film in den letzten Jahren hervorgebracht hat".

Nachdem A. für einige andere spanische Filme die Musik komponiert hatte, nahm er 2001 seinen dritten Kinofilm in Angriff. Dadurch setzte sich auch die Zusammenarbeit mit Tom Cruise fort, da dieser A.s klassischen Thriller "Los otros" ("The Others") mitproduzierte. Die Hauptrolle spielte die bekannte Hollywood-Schauspielerin Nicole Kidman, damalige Ehefrauvon Tom Cruise. In dem Gespensterstück entführt A. die Zuschauer in ein düsteres Haus auf der englischen Kanalinsel Jersey, in der eine neurotische Mutter mit ihren zwei Kindern lebt, die wegen einer Sonnenlichtallergie stets in abgedunkelten Räumen bleiben müssen. Nach und nach scheint es so, als wären die Bewohner nicht allein und als würden in dem viktorianischen Herrenhaus noch andere, unbekannte Wesen hausen. "Statt mit digitalen Zaubertricks spektakuläre Monster zu erschaffen, verlegt er das Grauen in die Köpfe seiner Helden, wo die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit verschwimmen", lobte die Süddeutsche Zeitung (10.1.2002). Sowohl beim Publikum als auch bei der Filmkritik kam der Gruselfilm, der an die Werke von A.s großem Vorbild Alfred Hitchcock erinnert, überwiegend sehr gut an. In Spanien galt der Streifen mit 24 Millionen Euro Einspielergebnis als der erfolgreichste einheimische Film aller Zeiten und wurde 2002 mit insgesamt acht Goya-Filmpreisen, den "spanischen Oscars", ausgezeichnet. Auch international galt das Werk als Riesenerfolg und der junge spanische Regisseur als "neuer Wunderknabe Hollywoods" (TSP, 10.1.2002), der mit Altmeistern wie Luis Bunuel verglichen wurde. "Er ist ein Kinonaturtalent, ein begnadeter Handwerker ebenso wie ein kühner Visionär", urteilte die Frankfurter Allgemeine Zeitung (5.2.2002). Davon zeugen auch die knapp 40 Preise und Auszeichnungen, die A. zwischen 1991 und 2010 erhielt.

Seinen spektakulärsten Film drehte A. mit "Mar adentro" (dt. Das Meer in mir) im Jahr 2004. Den Regisseur hatte die Geschichte des Galiziers Ramón Sampedro, der nach einem Tauchunfall vollständig gelähmt war und jahrelang vor Gericht und in Publikationen für das Recht zu sterben kämpfte, tief beeindruckt. Als Hauptdarsteller gewann A. den spanischen Schauspieler Javier Bardem, der den 30 Jahre älteren Sampedro spielen musste, der nur den Kopf, die Augen und die Lippen bewegen kann. Neben Bardem, der für diese Rolle Galizisch sprechen lernte, waren auch die Nebenrollen der vier Frauen, die dem Gelähmten als Anwältin, Freundin, Pflegerin und Geliebte verbunden sind, mit Charakterdarstellerinnen wie Belén Rueda (Julia), Lola Dueñas (Rosa), Mabel Rivera (Manuela) und Clara Segura (Gené) besetzt. Der Film entfachte die Diskussion um die Sterbehilfe in Spanien, die schon durch den Fall Sampedro ausgelöst worden war, von neuem und brachte in wenigen Wochen mehrere Millionen Zuschauer in die Kinos. Er erhielt 2004 neben dem Großen Preis der Jury beim 61. Filmfestival von Venedig nicht nur den Europäischen Filmpreis, sondern 14 "Goyas" der spanischen Filmakademie, u. a. in den Kategorien bester Film, Regie, Originaldrehbuch, Kamera und Musik. Dieser enorme Erfolg wurde im Febr. 2005 noch mit der Verleihung eines Oscars in der Kategorie "bester ausländischer Film" gekrönt. Trotz vielen Lobs mischten sich einige kritische Stimmen in die überragend positive Beurteilung des Melodrams, so sprach die Frankfurter Allgemeine Zeitung von "emotionaler Überwältigung" (6.9.2004) und warf dem Film vor, er setze das Dilemma schon als gelöst voraus, das er behandle (12.1.2005).

Mit dem Film "Agora" (dt. Agora – Die Säulen des Himmels), der 2009 in den Kinos anlief, überraschte A. ein weiteres Mal seine Zuschauer. Er hatte ein Thema aus der römisch-christlichen Antike gewählt, um die Konflikte zwischen religiösen Fanatikern, Ideologen und Philosophen aufzuzeigen, die ihn in Bezug auf die heutige Zeit interessierten. Die Hauptperson in "Agora" ist die historisch belegte Philosophin, Astronomin und Mathematikerin Hypatia (gespielt von Rachel Weisz), die im Alexandria des 4. Jahrhunderts lebte, als sich das Christentum immer mehr durchzusetzen begann. Fanatische Christen ermordeten die skeptizistisch-aufgeklärte Wissenschaftlerin und zerstörten die weltberühmte Bibliothek von Alexandria. A. schuf in diesem Film, für den er 50 Millionen Euro aus Spenden zusammen bekam, ein Monumentalgemälde, das zwar an die großen Filme Hollywoods über die Antike erinnert, jedoch für den film-dienst (5.3.2010) neben spektakulären Bildern auch "überlebensgroße Emotionen, psychologisches Feingefühl und eine Liebe zur aufklärerischen Vernunft, die nicht nur vorgegaukelt, sondern tief empfunden und mit Entschiedenheit gegen alle Anfechtungen eines fanatischen Glaubens verteidigt wird", bereithält.

Familie

A. lebt in Madrid und bekennt sich seit 2004 offen zu seiner Homosexualität.

Werke

Filme u. a.: "Himenóptero" (91; Regie, Drehbuch, Filmmusik), "Luna" (95; Regie, Drehbuch), "Tésis" (96; Regie, Drehbuch, Filmmusik), "Abre los ojos" (97; Regie, Drehbuch, Filmmusik), "Allanamiento de morada" (98; Filmmusik), "La lengua de las mariposas"/"Butterfly" (99; Filmmusik), "Nadie conoce a nadie" (99; Filmmusik), "The Others" (01; Regie, Drehbuch, Filmmusik), "Vanilla Sky" (01; Drehbuch), "Mar adentro" (04; dt. 05, Das Meer in mir), "Agora" (09; dt. 10, Agora – Die Säulen des Himmels).

1. Oktober 2015: Kinostart (D): "Regression" (Spanien/Kanada 2015; "REGRESSION"). Produzenten: Alejandro Amenábar, Fernando Bovaira, Christina Piovesan. Regie: Alejandro Amenábar. Buch: Alejandro Amenábar. Darsteller: Emma Watson (Angela Gray), Ethan Hawke (Bruce Kenner), David Thewlis (Prof. Kenneth Raines), Lothaire Bluteau (Rev. Beaumont), Dale Dickey (Rose Gray), David Dencik (John Gray), Devon Bostick (Roy Gray), Aaron Abrams (Farrell). Inhalt: Meldungen über satanische Umtriebe versetzen die Menschen in einer Kleinstadt in Minnesota in Angst und Schrecken. Als ein Detective gemeinsam mit einem Psychologen in einem Fall von kultisch motiviertem Kindesmissbrauch ermittelt, wird er unaufhaltsam in einen bedrohlichen Strudel aus Wahn und Wahnsinn gezogen. Horrorfilm. (film-dienst 20/2015)

24. Dezember 2021 - 26. Dezember 2021: Sky One: "La Fortuna" (Spanien 2021; "LA FORTUNA" ). Produzenten: Urko Errazquin, Guillem Vidal-Folch. Regie: Alejandro Amenábar. Buch: Alejandro Amenábar, Alejandro Hernández, nach einer Vorlage von Guillermo Corral und Paco Roca. Darsteller: Álvaro Mel (Álex Ventura), Ana Polvorosa (Lucía Vallarta), Clarke Peters (Jonas Pierce), Stanley Tucci (Frank Wild), Karra Elejalde (Kulturminister Enrique Moliner), T'Nia Miller (Susan McLean). Inhalt: Ein US-amerikanisches Team von Abenteurern macht sich auf die Suche nach einem sagenhaften Schatz, der einst mit einem spanischem Schiff im Meer versunken ist. Schon bald kommt es zum Konflikt mit einem jungen Diplomaten aus dem Kulturministerium, der das Schiff und seine Ladung als Teil der spanischen Geschichte und kulturellen Identität ansieht und den Schatz der spanischen Öffentlichkeit zurückgeben will. (film-dienst 2/2022)

Literatur

Sekundärliteratur u. a.: Javier Quevedo Puchal: "Amenábar: el sabor de la globalización" (Babab, 28/05)).

Auszeichnungen

Auszeichnungen u. a.: AICA-Kurzfilmpreis (91), Ondas Award (96), Grand Prize of European Fantasy Film in Silver (97), Goya (97), CEC Award (97), Guadalajara Mexican Film Festival Award (99), Fipresci Prize (01), 8 Goya-Filmpreise (02), ASCAP Film and Television Music Award (02), CEC Award (02), Independent Spirit Award of UK Empire (02), Großer Preis der Jury des 61. Filmfestivals von Venedig (04), Europäischer Filmpreis als bester Regisseur (04), David di Donatello Award (05), 14 Goyas (05), Antena de Oro (05), Oscar Academy Award Los Angeles (05), FCCA Award (05), Guild Film Award in Gold (05), Fotogramas de Plata (05), Golden Kinnaree Award (05), Silver Condor Award (06), Goya (10).



Die Biographie von Irene B. Rosenfeld ist nur eine von über 40.000, die in unseren biographischen Datenbanken Personen, Sport und Pop verfügbar sind. Wöchentlich bringen wir neue Porträts, publizieren redaktionell überarbeitete Texte und aktualisieren darüberhinaus Hunderte von Biographien.
Unsere Datenbanken sind unverzichtbare Recherchequelle für Journalisten und Publizisten, wertvolle Informationsquelle für Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft, Grundausstattung für jede Bibliothek und unerschöpfliche Fundgrube für jeden, der mit den Zeitläuften und ihren Protagonisten Schritt halten will.



Lucene - Search engine library