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Heikki Ikola

finnischer Biathlet
Geburtstag: 9. September 1947 Jurva
Klassifikation: Biathlon
Nation: Finnland
Erfolge/Funktion: Olympiazweiter 1972 und 1976 Staffel
Olympiazweiter 1976 20-km-Einzellauf
Weltmeister 1975, 1977 und 1981 20-km-Einzellauf
Weltmeister 1975 Staffel

Internationales Sportarchiv 50/2011 vom 13. Dezember 2011 (fh)


Der Finne Heikki Johannes Ikola, genannt Hessu, setzte die große Tradition seines Landes im Biathlon fort, die einst Antti Tyrväinen und Kalevi Huuskonen begründet hatten. Danach hatte Juhani Suutarinen Finnlands Biathlon 1974 in Minsk durch seinen WM-Doppelsieg vollends auf den Gipfel geführt, ehe Heikki Ikola in die Spuren der Größen trat und 1976 in Innsbruck die erste Olympiamedaille heimführte, die in Silber im traditionellen Einzellauf. Dazu errang er wie schon 1972 die silberne im Staffelrennen sowie bei Weltmeisterschaften viermal Gold. Ikola wurde so zum bislang erfolgreichsten finnischen Biathleten bei Weltmeisterschaften.

Laufbahn

Die sportliche Laufbahn des Heikki Ikola hielt sich zunächst genau an die wintersportlichen Vorgaben, die Finnland seiner Jugend bot: Skilauf in der Loipe und auf den selbst erbauten Sprungschanzen. Auch mit einem selbst gebauten "Gewehr" lernte er früh umzugehen; er schoss aus einer umgebauten Fahrradpumpe mit Streichholzmunition – auf Fliegen.Wie die anderen Jungen auf dem Lande musste er auf dem Hof seiner Eltern mitarbeiten, im Stall und im Wald. Später nahm er an Langlaufrennen teil und erzielte erste kleine Erfolge, bis ein Umzug der Familie nach Kanada sein Leben veränderte, seine Perspektive erweiterte.

Inzwischen hatte sich der Biathlonsport allmählich entwickelt. Aus dem einstigen Patrouillenlauf der Militärs wurde seit 1957, Gründungsjahr des finnischen Biathlonkomitees, die sportliche Skijagd. Es wurden eindeutige Wettkampfregeln aufgestellt, ab 1958 wurde ein Weltmeister gekürt, seit 1960 auch ein finnischer Meister. 1960 entstand ein eigener Verband, und die Finnen erzielten bei den skandinavischen Meisterschaften Spitzenplätze. Bei den Olympischen Winterspielen in Squaw Valley gewann der Finne Antti Tyrväinen im traditionellen 20-km-Lauf Silber und 1961 erstritt Kalevi Huuskonen den ersten WM-Titel für Finnland.

1960 kehrte Heikki Ikola aus Kanada zurück. Er kam nach seiner Lehre in einer Molkerei zum Militärdienst und begann, regelmäßig zu trainieren. Nach dem Militärdienst heiratete er und stand vor der Frage, bei der Armee zu bleiben oder in die Molkerei zurückzukehren. Bei einem Sommerbiathlon-Wettkampf in der Garnison Säkylä fiel sein Talent einem Offizier auf, und man bot ihm die Stelle eines Unteroffiziers an; damit war die Entscheidung gefallen. Im selben Jahr holte er mit seinen Teamkameraden bei den skandinavischen Juniorentitelkämpfen Silber in der Staffel.

Ikola wurde ins Nationalteam aufgenommen und machte die Vorbereitung für Olympia mit. 1971 in Hämeenlinna war er über 20 km WM-Zehnter. Anfangs lief es nicht sehr gut für ihn, bis sich Trainer Kalevi Vähäkylä seiner annahm. Im Gegenzug musste ihm Ikola Englisch beibringen. 1972 in Sapporo entführte Heikki Ikkola, der ohne Fehlschuss blieb, mit Finnlands Staffel olympisches Silber. 1973 in Lake Placid war er WM-Elfter über 20 km. Mit dem WM-Doppelsieg von Juhani Suutarinen 1974 im neu eingeführten 10-km-Sprint und im Einzellauf (hier war Ikola Vierter, mit der Staffel Zweiter) beginnt Finnlands größtes Biathlon-Kapitel, auch, weil nun der Verband für eine bessere Förderung sorgte.

Bei der WM 1975 in Antholz/Südtirol ging der Stern von Heikki Ikola vollends auf. Er gewann über die 20 km vor dem Sprint-Sieger Nikolai Kruglow und das Staffelrennen vor der UdSSR, im neuen 10-km-Sprint war er Vierter. Die Finnen wählten ihn zum Sportler des Jahres. 1977 in Vingrom/Norwegen wiederholte er seinen 20-km-Erfolg und lief mit der Staffel auf Rang zwei. Zwei Silbermedaillen hatten ihm zuvor die Olympischen Winterspiele 1976 in Innsbruck beschert, im 20-km-Einzellauf hinter dem siegreichen Russen Kruglowsowie in der 4 x 7,5-km-Staffel.

Beim 1978 vom Weltverband IBU beschlossenen Übergang vom schweren Armeegewehr zur Kleinkaliberbüchse der Sportschützen hatte Ikola zunächst lange Zeit Probleme. Bei der WM in Hochfilzen/Tirol rannte er über die 20 km auf Platz vier, im Staffelrennen reichte es nur zu Rang sieben. 1979 bei der WM in Ruhpolding sicherte Ikola seiner Mannschaft als Schlussläufer in den Spuren der alten Kameraden Halonen, Antila und Seppänen hinter dem immer stärkeren DDR-Team die Silbermedaille mit der zweitbesten Zeit. Über 20 km war er Siebter, im Sprint wurde aber einer der sehr seltenen Fälle registriert, in denen er aufgab.

Bei den olympischen Winterspielen 1980 in Lake Placid/USA trug Heikki die finnische Flagge ins Stadion, doch blieb er ohne Medaille. Aber bei der Heim-WM 1981 in Lahti gewann Ikola zum dritten Mal den 20-km-Lauf - vor dem Ostdeutschen Frank Ullrich. Als einziger der 85 Starter blieb er am Schießstand fehlerfrei. "So gut wie in Lahti habe ich lange nicht geschossen", freute er sich, "bei einer Weltmeisterschaft jedenfalls noch nie" (Neues Deutschland, 13.2.1981). Es war seine ingesamt zehnte Medaille, die vierte in Gold. Die Finnen wählten ihn ein zweites Mal zum Sportler des Jahres.

Heikki Ikola klagte während der drei zurückliegenden Jahre häufig über starke Rückenschmerzen. Die Ärzte konnten ihm nicht helfen, erst eine Umstellung der Ernährung – er vermied Fleisch und Eier – brachte Erleichterung. Überdies wurde er um einige Kilo leichter und fühlte sich 1981 so tatendurstig wie in seinen frühen Jahren. Und die Laufstrecken, so sein Trainer Matti Hopaja, waren ja "typisch finnisch". Ikola setzte seine Karriere nun eisern fort; seine vierten Olympischen Spiele erreichte er aber nicht mehr. Bei der WM 1982 in Minsk blieb Platz 16 im Sprint sein bestes Ergebnis, so beendete er mit 34 Jahren seine Karriere.

Persönliches

Der 1,80 m große und 74 kg schwere Heikki Ikola wanderte in seiner Jugend mit seinen Eltern nach Kanada aus, kehrte aber bald wieder nach Finnland zurück. Er arbeitete später in einer Molkerei als Käsemeister, entschloss sich aber am Ende seines Militärdienstes, als Berufssoldat die Armeelaufbahn einzuschlagen, nicht zuletzt auch, weil er dadurch optimale Trainingsbedingungen hatte. In der Garnisonsstadt Säkylä brachte er es zum Offizier. Nach dem Ende seiner Sportlaufbahn im Alter von knapp 34 Jahren trainierte er 1988 und 1992 das finnische Biathlon-Team, ab 1994 kommentierte er die Wettkämpfe im finnischen Fernsehen und engagierte sich auch als Funktionär im Masterskomitee des Weltverbandes IBU. Ikola ist seit 1967 mit Marketta verheiratet. In seiner Freizeit hat er Freude an finnischer Volksmusik.

Karriere in Zahlen

Olympische Spiele (3x Silber):

1972: Zweiter Staffel
1976: Zweiter 20-km-Einzellauf und Staffel
1980: 18. 20-km-Einzellauf

Weltmeisterschaften (4x Gold / 3x Silber):

1971: Zehnter 20-km-Einzellauf
1973: Elfter 20-km-Einzellauf
1974: Zweiter Staffel, Vierter 20-km-Einzellauf, 13. Sprint
1975: Sieger 20-km-Einzellauf und Staffel, Vierter Sprint
1976: Vierter Sprint
1977: Sieger 20-km-Einzellauf, Zweiter Staffel, Fünfter Sprint
1978: Vierter 20-km-Einzellauf, Siebenter Staffel
1979: Zweiter Staffel, Siebenter 20-km-Einzellauf
1981: Sieger 20-km-Einzellauf, Sechster Staffel, Neunter Sprint
1982: 16. Sprint, 26. 20-km-Einzellauf

Sonstige Erfolge

Mehrmaliger finnischer Meister
Mehrmaliger skandinavischer Meister
Finnlands Sportler des Jahres 1975, 1981



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