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Karlheinz Kopf

Karlheinz Kopf

österreichischer Unternehmer und Politiker; Zweiter Präsident des Nationalrats (2013-2017); ÖVP
Geburtstag: 27. Juni 1957 Hohenems
Nation: Österreich

Internationales Biographisches Archiv 50/2024 vom 10. Dezember 2024 (la)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 05/2025


Blick in die Presse

Herkunft

Karlheinz Kopf wurde am 27. Juni 1957 in Hohenems/Vorarlberg in eine Unternehmerfamilie geboren und wuchs als ältestes von sieben Kindern im nahe gelegenen Altach auf.

Ausbildung

K. besuchte die Volksschule in Altach (1963-1967), das Privatgymnasium Mehrerau (1967-1972) sowie die Handelsschule Bregenz (1972-1975).

Wirken

Berufsanfänge 1976Nach Ableisten seines Präsenzdienstes beim Bundesheer (1975/1976) begann K. 1976 seine Berufslaufbahn als Assistent der Geschäftsleitung bei der Firma Huber Tricot GmbH in Götzis, wo er 1982 zum Prokurist und Personalleiter aufstieg. Mit Jahresbeginn 1991 wechselte er in gleicher Position zur Textilfirma Wolford AG nach Bregenz. 1993 stieg er als geschäftsführender Gesellschafter in das Sportstättenunternehmen seines Schwiegervaters, die Sportbau Walser GmbH in Altach, ein (bis 2008).

Einstieg in die PolitikPolitisch schloss sich K. der konservativen christdemokratischen Österreichischen Volkspartei (ÖVP) an und engagierte sich 1985 - 1999 in der Gemeindevertretung von Altach. Bei der Parlamentswahl im Okt. 1994 kandidierte der Unternehmer und damalige Fußballfunktionär (s. unter Mitgliedschaften) erstmals und sogleich erfolgreich im Wahlkreis Vorarlberg Süd für den Nationalrat, die Abgeordnetenkammer des österreichischen Zweikammerparlaments in Wien. Nach seiner Vereidigung (österr. Angelobung im Nov. 1994 wurde er Sprecher seiner Fraktion für den Bereich Umwelt, 1997 dann für Energie und Umwelt sowie für Sport (beides bis 12/2008).

Darüber hinaus erwarb sich K. einen Ruf als reformfreudiger Wirtschaftspolitiker. Im Juli 2000 übernahm er das Amt des Generalsekretärs des Österreichischen Wirtschaftsbundes (ÖWB; bis 11/2008), nachdem er bereits seit 1991 als stellv. Landesobmann dieser ÖVP-Unternehmerorganisation in Vorarlberg amtiert hatte. Zunehmend widmete sich K. auch der Sozialpolitik, wurde 2001 zum stellv. Obmann der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA) und zum stellv. Vorsitzenden der Trägerkonferenz im Hauptverband der Sozialversicherungsträger bestellt. 2003 trat er zudem in das Präsidium der Small and Medium Entrepreneurs Union (SME Union; 2012 aufgelöst), der Mittelstandsvereinigung der Europäischen Volkspartei (EVP), ein (2009/2010 Co-Präsident).

In seinen ersten 14 Parlamentsjahren blieb K., dessen Mandat regelmäßig bestätigt wurde, zunächst die "ewige Nachwuchshoffnung" der ÖVP, wozu laut Standard (26.11.2008) auch der langjährige Parteichef Wolfgang Schüssel beigetragen haben soll. In keiner der vier Regierungen, an denen die ÖVP allesamt beteiligt war, fiel ein Posten für ihn ab; weder unter den SPÖ-Kanzlern Franz Vranitzky (1994-1997) und Viktor Klima (1997-2000) noch unter Schüssel (ÖVP mit der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei Österreichs/FPÖ bzw. deren Abspaltung Bündnis Zukunft Österreich/BZÖ; 2000-2007) oder Alfred Gusenbauer (SPÖ; 2007/2008).

Fraktionsspitze 2008-2013Nach der vorgezogenen Nationalratswahl vom Sept. 2008 wurde K. zunächst Stellvertreter des neuen Obmanns des ÖVP-Klubs (Fraktion), Josef Pröll. Die Neuwahl war nach der Kündigung der Koalition mit der SPÖ durch ÖVP-Chef und Vizekanzler Wilhelm Molterer im Juli notwendig geworden. Zu dieser Zeit soll der als Wirtschaftsliberaler geltende K. Meldungen zufolge Proteste provoziert haben als er angesichts der aufziehenden Wirtschaftskrise "verschärfte Bedingungen für Arbeitslose forderte" (Standard, 26.11.2008). Er selbst verlangte nach weiteren Privatisierungen von Staatsunternehmen (vgl. Standard-Interview, 27.10.2008). Die neuen Mehrheitsverhältnisse legten indes trotz historisch schlechter Ergebnisse der beiden Volksparteien eine Neuauflage der Großen Koalition nahe: Die SPÖ war mit 29,3 % der abgegebenen Stimmen (-6,1 gegenüber 2006) und 57 (-11) von insg. 183 Sitzen stärkste Kraft geworden, gefolgt von der ÖVP mit 26,0 % (-8,3) und 51 (-15) Mandaten. Zudem zogen FPÖ (17,5 %), BZÖ (10,7 %) und Grüne (10,4 %) in den Nationalrat ein.

Während der laufenden Koalitionsgespräche mit der SPÖ im Herbst 2008, in denen K. für den Bereich Wirtschaft und Infrastruktur zuständig war, übernahm er am 25. Nov. den Fraktionsvorsitz von J. Pröll (mit 95,4 % der Stimmen aller 83 Nationalrats-, Bundesrats- und EU-Abgeordneten der ÖVP). Dieser wurde drei Tage später auf dem ÖVP-Parteitag als Nachfolger Molterers zum neuen Parteiobmann gewählt, und K. rückte als einer seiner vier Stellv. in die Parteispitze auf. Am 2. Dez. wurde die rot-schwarze Koalition mit Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und seinem Stellvertreter J. Pröll vereidigt. Neun Tage später übernahm K. als Klubobmann auch die Aufgabe des Mediensprechers der ÖVP.

Während der Legislaturperiode kam es infolge des krankheitsbedingten Rückzugs J. Prölls von allen Ämtern im April 2011 innerhalb der ÖVP zu einem Personalkarussell. An die Spitze des Finanzministeriums trat Maria Theresia Fekter, das Amt des Vizekanzlers fiel an Außenminister Michael Spindelegger, der auch den Parteivorsitz übernahm. K. wurde indes auf dem Bundesparteitag am 20. Mai als stellv. Parteiobmann abgelöst, blieb aber Fraktionschef. Als solcher exponierte sich K. wiederholt gegen den Koalitionspartner SPÖ, v. a. als Befürworter eines härteren Sparkurses und als Gegner einer hohen Abgabenbelastung der Bürger im allgemeinen sowie der Einführung einer Vermögenssteuer im besonderen (vgl. u. a. Standard, 20.9.2010).

Zweiter Nationalratspräsident 2013-2017Die Nationalratswahl im Sept. 2013 brachte nach über zweimonatigen Verhandlungen eine Fortsetzung der Koalition aus SPÖ (26,8 %; 52 Sitze) und ÖVP (24,0 %; 47) unter Faymann, wobei auch ein Regierungsbündnis der SPÖ mit der FPÖ (20,5 %; 40) rechnerisch möglich gewesen wäre. Zuvor war K. als Vertreter der zweitgrößten Fraktion auf der konstituierenden Sitzung des neuen Parlaments am 29. Okt. bereits von 82 % der abstimmenden Abgeordneten zum Zweiten Präsidenten des Nationalrats gewählt worden; er folgte in diesem Amt auf den parteiintern umstrittenen Fritz Neugebauer (ÖVP), der nicht mehr für den Nationalrat kandidiert hatte. Erste Parlamentspräsidentin wurde erneut Barbara Prammer (SPÖ; 83,5 %); vervollständigt wurde das Parlamentspräsidium durch Norbert Hofer (FPÖ; 80,3 %). Mit seiner Wahl gab K. den Fraktionsvorsitz interimistisch an ÖVP-Chef Spindelegger ab, der später in der am 16. Dez. vereidigten neuen Regierung das Finanzressort und wieder die Vizekanzlerschaft übernahm, ehe der ÖVP-Parlamentsklub am 12. Dez. Reinhold Lopatka zum neuen Obmann wählte.

Im Nov. 2017 endete K.s Zeit im Nationalratspräsidium, nachdem die ÖVP (31,5 %) mit ihrem Spitzenkandidaten Sebastian Kurz aus der vorgezogenen Nationalratswahl im Okt. 2017 als stärkste Kraft vor der SPÖ (26,9 %) hervorgegangen war. Im Dez. 2017 ging die Nationalratspräsidentschaft an die ÖVP mit Wolfgang Sobotka.

VerbandstätigkeitK. wurde im Dez. 2017 zum Obmann des Finanzausschusses gewählt. Parallel zu seiner politischen Tätigkeit war K. 2014-2018 wieder im Zweitberuf Geschäftsführer der Sportbau Walser GmbH.

Dazu vertrat K. ab Juli 2018 als Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) mit deren Präsident Harald Mahrer die Interessen der heimischen Wirtschaft und des Wirtschaftsstandortes Österreich. Mit der von der SPÖ dominierten Arbeiterkammer stand die WKÖ traditionell für die Sozialpartnerschaft und damit auch für alle Fragen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Diesen Posten gab K. Ende 2024 nach sechseinhalb Jahren auf, stattdessen übernahm er im Jan. 2025 die Präsidentschaft der Wirtschaftskammer Vorarlberg (WKV).

Rückzug aus der PolitikBereits Anfang 2023 hatte K. angekündigt, bei der Nationalratswahl 2024 nicht mehr zu kandidieren. Als der längstdienende Abgeordnete verabschiedete er sich im Okt. 2024 nach 30 Jahren aus dem Nationalrat.

1. Februar 2025: Der österreichische "Standard" berichtet, dass mehrere ehemalige Politiker aus ÖVP, SPÖ, FPÖ und Neos sich an der von dem Unternehmer Andreas Binder initiierten Binder-Leitl Investment GmbH beteiligt haben. Darunter sind Christoph Leitl, Norbert Hofer, Karlheinz Kopf und der frühere burgenländische Landeshauptmann Hans Niessl.

Familie

K. heiratete 1978 die Altacher Unternehmerstocher Karin Walser, eine Schwester des späteren grünen Nationalrats Harald Walser und K.s Co-Geschäftsführerin im gemeinsamen Familienunternehmen Sportbau Walser. Das Paar bekam zwei Töchter: Stefanie (geb. 1981) und Andrea (geb. 1983). Der leidenschaftliche Fußballer spielte in seiner Jugend sehr erfolgreich als Torwart beim SCR Altach, brachte es beim FC Dornbirn in die 2. Liga und war später Kapitän des FC Nationalrat (bis 2013). Nach insgesamt 35 Jahren als aktiver Fußball-Funktionär zog er sich im März 2019 beim CR Altach zurück.

Auszeichnungen

Auszeichnungen u. a.: Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (04), Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg für Verdienste um den Vorarlberger Sport in Gold (07), Ehrenmitglied ÖFB (09), Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich (13), Fürstlich Liechtensteinischer Verdienstorden (17), Ehrenpräsident SCR Altach (19) und Vorarlberger Fußballverband.

Mitgliedschaften

Mitgliedschaften/Ämter u. a.: Präsident des Vorarlberger Fußballverbandes (VFV, 98-06), Obmann bzw. Präsident des SCR Altach (85-95, 09-13, 16-19), Aufsichtsratsvorsitzender SCR Altach (09-16), Präsident Österreichischer Betriebssport Verband (ÖBSV, seit 14).

Adresse

Rheinstr. 24, 6844 Altach, Österreich, Tel.: +43 1 401104455, E-Mail: team@karlheinzkopf.at, Internet: www.karlheinzkopf.at

c/o Wirtschaftskammer Vorarlberg, Wichnergasse 9, 6800 Feldkirch, Österreich, E-Mail: info@wkv.at, Internet: www.wko.at/vlbg



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