Emil Wachter
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Internationales Biographisches Archiv
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW
Emil Wachter, kath., wurde am 21. April 1921 in Neuburgweier als Sohn eines Landwirts geboren und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf.
W. besuchte die Goethe-Schule und das Bismarck-Gymnasium in Karlsruhe, wo er 1939 das Abitur ablegte. 1940 begann er mit dem Studium der Theologie und Philosophie in Freiburg, das er wegen Kriegsdienst in Russland und Frankreich, Lazarettaufenthalten und Gefangenschaft erst 1948 beenden konnte. Schon in dieser Zeit entstanden viele Ölbilder und andere Kunstwerke. Nach dem Studienabschluss in Freiburg wandte sich W. der bildenden Kunst zu.
Nach einem Semester an der Münchener Kunstakademie folgte 1949 ein fünfjähriges Studium an der Karlsruher Kunstakademie, wo Lehrer wie Erich Heckel, Karl Hubbuch und Carl Trummer sein Talent förderten.
1958 wurde W. als Lehrer für Malerei an die Kunstakademie Karlsruhe berufen, er gab seine Dozentur 1963 nach einem Zerwürfnis mit Georg Meistermann auf. Seither arbeitet W. als freischaffender Künstler und wurde 1983 zum Professor ernannt.
W. gilt als Vertreter der gegenständlichen Malerei und ist vor allem mit seinen religiös geprägten Malereien, Kirchenfenstern und mit Betonreliefs bekannt geworden. Die geistige und ästhetische Auseinandersetzung mit der christlichen Heilsbotschaft ist Motivation und Zentrum seines vielseitigen Wirkens. Die prominentesten Zeugnisse seines Schaffens und Glaubens finden sich an und in sakralen Gebäuden: Wand- und Deckengemälde, Glasfenster, Gobelins, Mosaiken, Plastiken sowie die von ihm entwickelten Betonreliefs, mit denen er die Kirche in Osterburken und vor allem die Autobahnkirche Sankt Christophorus bei Baden-Baden prägte. W. hat mehr als 100 Kirchen in verschiedenen Ländern künstlerisch mitgestaltet.
Bekannt wurde W. ferner durch seine Kugelschreiber-Zeichnungen "Bonner Köpfe", Porträts, die 1974 und 1975 im Auftrag der Bundesregierung entstanden, 33 davon sind vom Haus der Geschichte in Bonn 1992 erworben worden. Weitere Werke, vor allem der Malerei in Öl sowie ganze Zyklen von anderen Techniken, wurden vom Museum Würth in Künzelsau angekauft.
Sein Œuvre umfasst Ölgemälde, Tuschezeichnungen, Aquarelle, Gouachen, Radierungen, Lithographien, Serigraphien und Skulpturen. Neben den dominanten biblischen Szenen befasst er sich auch mit weltlichen Motiven: Mitmenschen, Landschaften und Städte, die der Künstler bereist hat, Naturimpressionen, Tiere, darunter mannigfache Variationen des Vogels als Symbol der Freiheit und Unabhängigkeit. Dabei bewegt sich W. mit großer Sicherheit im Grenzbereich zwischen Figürlichkeit und Abstraktion, lässt mit seiner vielfältigen und zugleich auf das Elementare verknappten Formensprache Raum für die Imagination des Betrachters.
Als „Wegbereiter einer vertieften Erneuerung des Verhältnisses von Kirche und Kunst“ hat der Freiburger Erzbischof Oskar Saier den Karlsruher Künstler gewürdigt. W. habe die Kunstlandschaft bereichert und die Glaubensgeheimnisse in der Sprache unserer Zeit erschlossen. Als Künstler sei W. immer auch Theologe geblieben, der seine Kunst in den Dienst der Verkündigung gestellt habe. Nach W.s Überzeugung fordert die biblische Schöpfungsgeschichte den Menschen auf, Wissenschaft und Technik verantwortlich zur Bewahrung und Gestaltung der Welt zu nutzen.
1994 wurde die Emil Wachter Stiftung unter seiner Mitwirkung gegründet, ab 1996 gab es den Freundeskreis der Emil Wachter Stiftung e. V.
W. war seit 1956 mit seiner Frau Pia verheiratet und Vater von vier Kindern. 2010 erlitt er einen leichten Schlaganfall und konnte danach nur noch eingeschränkt malen.
12. Januar 2012: Der deutsche Maler und Bildhauer
Werke im öffentlichen Raum u. a.: Autobahnkirche in Baden-Baden, Deckengemälde der Martinskirche in Ettlingen, Kirchenfenster für die Zisterzienserinnen-Abtei in Lichtental/Baden-Baden, Stephanus Gobelins in Karlsruhe, Betonreliefs in Osterburken, Farbfenster in Tauberbischofsheim und Rickenbach, Fenster der Marienkirche in Neuss, Ausgestaltung der Bischofskrypta in der Münsterkirche in Essen.
Ausstellungen u. a.: Erste Einzelausstellung in Freiburg/Breisgau (53), Ausstellung im Haus der Bibel, Tel Aviv (83), Ausstellung in Jerusalem (84), Retrospektive „Grafische Zyklen“ in Karlsruhe (96), "König David-Zyklus" in der Galerie St. Eberhard in Stuttgart (96), Bilderzyklus zur Apokalypse: Ausstellung in der evangelischen Tagungsstätte Löwenstein bei Heilbronn (01), Ausstellung in der Keramik-Manufaktur Majolika in Karlsruhe: Keramiken aus den 60er und 70er-Jahren (03), „Die Farbe rot“ - Ausstellung in Speyer (02-03, 05), Wachter - Bilder aus der Sammlung Würth, Forum Würth in Arlesheim bei Basel (06).
Veröffentlichungen u. a.: "Emil Wachter - Genesis. Das Gesicht der Urväter" (70), "Eine schöne Welt" (76), "Höri - Porträt einer Landschaft in Zeichnungen und Aquarellen von Emil Wachter" (77), "Paare der Bibel" (78), "Die Bilderwelt der Autobahnkirche Baden-Baden" (80), "Braucht die Kirche den Künstler, braucht der Künstler die Kirche?" In: Maier, Hans (Hrsg.). Kirche, Wirklichkeit und Kunst (80), "Skizzen zu Matthäus" (81), "Singener Trilogie" (82), "Emil Wachter. Malerei und Zeichnungen 1955-1995" (96), "Emil Wachter. Frühe Arbeiten 1942-1955" (96), "Emil Wachter. Begegnungen" (00), "Emil Wachter. Leben gemalt" (01).
Auszeichnungen (u. a.): Kunstpreise der Jugend Baden-Württemberg (54, 55), Hans-Thoma-Staatspreis Baden-Württemberg (66), Staatspreis „Kunst am Bau“ des Landes Rheinland-Pfalz (75), Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg (78), Staatspreis für Architektur und Bildende Kunst des Landes Rheinland-Pfalz (78), Papst Johannes Paul II. ernennt W. zum Komtur des Silvesterordens. (96), Bibel-Preis der ökumenischen Stiftung Bibel und Kultur. (01).
Mitgliedschaft: W. war von 1979 bis 1985 Mitglied im Zentralkomitee deutscher Katholiken.
Letzte Adresse: Pillauer Straße 9, 76139 Karlsruhe