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Nation: | Deutschland |
von Anna Rauscher
Stand: 15.05.2018
Gila Lustigers Werk, das Romane, Essays, Kinder- und Jugendliteratur umfasst, zeigt sie wiederholt als Beobachterin gesellschaftlicher Prozesse und Phänomene. Der „Süddeutschen Zeitung“ gibt sie im Zusammenhang mit Antisemitismus in Europa zu Protokoll: „Mitgefühl ist eben eine ziemlich instabile Gefühlsregung (…). Es muss in Handeln umgesetzt werden, sonst verdorrt es. Wenn man den Eindruck bekommt, dass es nichts gibt, was man tun kann gegen Antisemitismus, gegen Frauenfeindlichkeit, gegen Homophobie …, fängt man an sich zu langweilen.“ Ihr Vater, so Lustiger, habe sie „gelehrt, dass Judentum auch bedeuten kann, sein Augenmerk auf den unliebsamen Rand der Gesellschaft zu richten, auf die sogenannten Anderen.“ (Lustiger, 2016)
Mit diesen Aussagen benennt sie zentrale thematische Komponenten ihres Schreibens: Ihre Werke, die mehrfach übersetzt wurden, beleuchten jüdische Identitäten, Antisemitismus, soziale Ungleichheit und die Situation der Marginalisierten im Frankreich und Europa der Gegenwart. Lustiger beschreibt das Verschweigen von Erinnerungen und Emotionen, beleuchtet das Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit und verweist dabei auch auf die Produktion von Tatsachen durch Gebrauchsweisen von Sprache. Schreiben hat für manche ihrer Figuren therapeutische Funktionen, für andere ist es ein Versuch, sich einer schwer ...